Ich habe das Gefühl, dass ich das perspektivische Feedback noch nicht voll umfänglich begreifen konnte. Es besteht ja aus diesen zwei Komponenten: „As a ... , I would need more …“. Den zweiten Teil verstehe ich sehr gut. Durch die Satzformulierung „ ... ich brauche mehr ... “, wird versucht, nicht in einem (noch) nicht funktionierenden Element herum zu stochern, sondern das Problem zu überspringen und einen Schritt vorwärts zu machen. Durch dieses „Überschauen“ wird quasi eine Erweiterung des vorhergehenden Formates, des „Affirmative Feedbacks“ vorgenommen, bei dem der Fokus rein auf Funktionierendem gelegen hat. – Aber dann ist da der erste Teil, der das Einführen der Perspektive beinhaltet: „Ich als ....“, den ich noch nicht ganz erfassen kann.
Die Präsentierende beim Tryout der DasArts-Methode benannte ihre Erfahrung des perspektivischen Feedbacks folgendermassen: «Es zeigt Potenzial auf, sowie Schwierigkeiten oder blinde Flecke. In Kombination mit dem affirmativen Feedback ist es auch sehr wichtig für die Weiterentwicklung des Projekts. Und der Feedbackgebende kann sich dadurch in einer gewissen Weise von seinem Gesagten distanzieren.»
Während ich diesen Gedanken der Teilnehmerin notiere, bemerke ich, dass der Punkt des Distanzierens ein wichtiges Element sein könnte, ein sehr wichtiges sogar. Vielleicht hilft genau diese Art des Rollenspiels, die individuelle Meinung in eine allgemeine Gültigkeit zu bringen und nicht persönlich werden zu lassen? – Womit wir vielleicht bei der Frage angekommen wären, die im Untertitel dieser Masterthesis enthalten ist: Wie schafft man es, über sich hinaus zu denken?
Die Einführung beim Tryout des Formats „Perspective Feedback“ formulierte ich folgendermassen: «Es geht nun darum, sich an Punkte zu erinnern, die euch beim Schauen irritiert haben. Das Interessante dabei ist, dass man diese Punkte überhaupt wahrgenommen hat. Was bedeuten könnte, dass dies Momente sind, welche „fast“ funktionieren oder als absolut nicht-funktionierend wahrgenommen wurden. Das Ziel des perspektivischen Feedbacks ist es nun, zu überlegen, was man brauchen würde, damit die irritierenden Momente funktionieren, also zu affirmativen Momenten werden könnten.» Eine Teilnehmerin reagierte darauf mit einem interessanten Zweifel: «Irgendwie ist das aber auch wieder komisch, weil man das dann ja wieder auf ein Werk bezieht, darauf, wie das Werk in meinen Augen anders sein müsste.»
Mit diesem Dialog wird die immer wiederkehrende Frage klar angesprochen (die ich zu diesem Zeitpunkt des Forschungsstandes einfach unbeantwortet stehen lassen möchte): Wie schafft man es, über sich hinaus zu denken?