Ein mir wichtig erscheinendes Format kommt bei beiden Methoden nicht zur Sprache. Entweder hat man im Umgang mit performativen Künsten kein Bedürfnis für ein solches Format, oder man handhabt Verständnisfragen irgendwo ausserhalb der Formate, ganz individuell. Für uns jedenfalls stellte die Einführung durch die Präsentierende mit einer Schilderung des Prozessstandes und der Art des Mediums (Skizze, Konzept, Bild etc.), wie schon im Text „4.2.2. Die Herausforderung dieses Tryouts“ erwähnt, einen wichtigen Punkt dar. Bei der Diskussion darüber, wie wir weitergehen sollten, formulierte eine Teilnehmerin folgendermassen: «Ich habe Probleme mit diesen Verständnisfragen. Sonst kommen wir wieder dahin, dass man ins Erklären kommt. Und das ist doch genau das, was wir zu umgehen versuchen.» Beim Tryout der DasArts-Methode probierten wir dann auf Wunsch der Gruppe eine Version aus, bei der nur direkt nach der Einführung und vor dem Showing Verständnisfragen gestellt werden durften, d.h. keine Rückfragen während oder nach dem Showing (siehe auch „4.3.2. Das so genannte „Showing“ (anstatt: Performance)“).

Der Critical Response Process gibt im Vergleich mit der DasArts-Methode einen anderen Ablauf an. Man startet den Prozess mit dem Showing (Performance) und geht danach direkt zum „Step One“, der das „Statements of Meaning“ beinhaltet, also ganz ohne Einführung und Fragestellung des/r Künstlers/in. Im Verlaufe des Showings bemerkten wir aber schnell, dass das in unserem Fall nicht funktioniert. Denn der Arbeitsstand der präsentierenden Künstlerin befand sich in einem derart frühen Stadium, dass das nicht möglich war. Das Showing bestand hauptsächlich aus einem Erläutern des Konzeptes ohne konkretes visuelles Anschauungsmaterial, wodurch für die Responder einiges unklar blieb. Ich reagierte als Moderatorin umgehend auf die Situation und machte den Vorschlag, ein Zwischenformat für Verständnisfragen einzubauen, was sehr begrüsst wurde.
            Von diesen beiden Erfahrungen leite ich ab, dass es sich beim Thema „Verständnisfragen – wie und wo?“ hauptsächlich um die klare Platzierung der Verständnisfragen dreht. So, dass man diese Fragen nur anbringen darf, wenn es mittels einem „Verständnisfragen-Format“ angekündigt wird. Zudem bedeutet es, dass der/die Präsentierende die Steuerung des Ablaufes selbst in der Hand hält und nicht durch Verständnisfragen in irgendeine Richtung gelenkt werden kann. So kippt er/sie nicht in Rechtfertigungen. Die Präsentierende beim Tryout vom Critical Response Process meldete zurück: «Ich fand es in dieser Situation angenehm. Bei Präsentationen im Rahmen des MAE bin ich gewohnt, bei Rückfragen mich rechtfertigen zu müssen. Dieses Gefühl empfand ich beim Critical Response Prozess nicht.»