Bei beiden Feedback-Methoden werden als Ausgangslage Performances gezeigt/angeschaut. Im MAE gibt es aber höchst selten Projekte im Performanceformat. Die Arbeiten sind vorwiegend in einem statischen Zustand, weshalb ich die grundsätzliche Frage an die Teilnehmerinnen stellte: «Wie nennen wir dieses „Werk-an-Schauen“?» Wir einigten uns auf den Begriff „Showing“. Ein nächstes Problem stellte der zeitliche Rahmen dieses Showings dar. Eine Performance ist natürlicherweise irgendwann zu Ende, ein Showing nicht. Eine Teilnehmerin sagte zur Präsentierenden: «Ich finde einfach, dass du als präsentierende Künstlerin die Verantwortung für deine Bilder trägst. Du hast ja ein Interesse, dass wir mitkommen.» Beim Versuch haben wir dann den kritischen Punkt der zeitlichen Länge in gemeinsamer Absprache gelöst.

Wir waren uns einig darüber, dass beim Showing NICHT gesprochen werden soll.
Zudem stellte sich die Frage, ob wir wie gewohnt1 vor dem Werk sitzen bleiben, oder ob wir, wie es bei einer Performance gehandhabt wird, den Raum wechseln und anschliessend von etwas reden, das wir zuvor wahrgenommen haben – folglich aus der Erinnerung zu sprechen.
Da die erste Präsentierende verschiedene animierte Bildsequenzen vorführte, - also ein zeitbasiertes Medium, funktionierte dieser Raumwechsel und „über etwas Gesehenes sprechen“ sehr gut. Als Rückmeldung über ihre Erfahrung, dass während dem Showing nichts bemerkt oder gefragt wurde, meinte sie: «Zuerst war ich verunsichert, aber dann war es angenehm, weil die Betrachterinnen einfach alles annahmen, was ich zeigte».

Hier ist gut ersichtlich, dass die Präsentierende mit einer Feedback-Haltung im Sinne dieser Methoden noch nicht vertraut ist. Sie ist nicht gewohnt, dass die Feedbackgebenden für sie da sind, und sie nicht für die Bewertenden da ist (wie bis anhin).

 

1 Bei den bisherigen von mir erlebten Kolloquien wurden die Besprechungen immer direkt vor dem Werk besprochen, ein durchgehendes Betrachten während des Diskurses war möglich.