Wie ich aus den Dokumenten1 vernehmen konnte, waren bei beiden Autorengruppen ähnliche Beweggründe ausschlaggebend. Beide setzten sie sich intensiv mit dem Thema „wie könnte man Arbeitsgespräche über künstlerische Arbeiten optimieren?“ auseinander. Sie beschreiben ihre vorausgegangene Unzufriedenheit mit Hierarchien, ihre Probleme mit Orientierungen nach normativen Beurteilungen, und mit persönlich gefärbten Meinungsäusserungen, welche nicht mit der Idee des/r Künstlers/in übereinstimmten und wertend waren: «Much of what I received in the form of criticism from others seemed to tell me more about their biases and expectations than about the particular dance of mine being discussed.»2
Während meinen Untersuchungen stellte ich fest, dass ein Hauptgrund meiner eigenen Motivation in diesem von Liz Lerman oben genannten Faktor liegen muss. Meine eigene Frage, die mich begleitet, ist: Warum sind sehr viele Menschen im künstlerischen Lehrsystem so stark auf sich selbst ausgerichtet und wollen gerne ihre Tipps anbringen? Weshalb wollen sie am liebsten ihre eigenen Ideen von ihren Studierenden umgesetzt sehen (was meiner Meinung nach an eine Co-Autorschaft grenzt), und neigen eher wenig dazu, sich mit den (noch) verborgenen Ideen der Studierenden auseinander zu setzen?
Haben Dozierende (in der Regel) generell keine Fragen?
Liz Lerman erzählt zu diesem Thema aus der Wahrnehmung von sich selbst: «If I didn't see my own ideas confirmed in the work of others, I found myself being very critical – my critical comments told me more about myself than about the nature of the work I was seeing.»3
Meines Erachtens ist diese Feststellung die Grundlage, dass es ihr überhaupt möglich wurde, etwas an den unbefriedigenden Zuständen zu ändern. Da sie fähig war, ihre eigenen Verhaltensmechanismen zu erkennen, konnte sie Veränderungen in die Wege leiten.
So bemerkte sie zum Beispiel, dass sie durch ein gezielteres Fragenstellen als präsentierende Künstlerin den Rückmeldungsprozess selbst in die Hand nehmen konnte – und auch besser nutzen konnte: «I discovered that the more I made public my own questions about my work, the more willing I was to hear other peoples reaction to it. I began to wonder what would happen if critical sessions were indeed in the control of the artist.»4