5.1.1. Die Schlüsselfunktion der Moderation bei beiden Methoden
Bei beiden explorierten Methoden ist die Rolle der Moderation zentral und trägt grundlegend zum Erfolg (oder auch Misserfolg) eines Feedbacks oder Critical Response Processes bei. Bei der DasArts Methode bedient die Moderation sich eines Flipcharts1 und hat die Aufgabe, die Statements der Feedbackgebenden zu notieren und allenfalls zu paraphrasieren, falls der Beitrag zu wenig fokussiert oder zu langfädig formuliert wurde. Beim Critical Response Process kann die Beteiligung am Gespräch individuell gehandhabt werden2.
Bei unserem Tryout hat die Präsentierende beim Critical Response Process die Funktion von mir als Moderatorin so gewünscht, dass sie selber Notizen machte und ich nur das Gespräch leitete. Auf meine später erfolgte Nachfrage zur Wichtigkeit der Moderation meinte sie: «Kleine Regeln werden vergessen und da ist es wichtig, dass die Moderation darauf hinweist. Ich empfand das Zusammensein sehr entspannt. Es war mehr ein gemeinsames „Gespräch“ als eine Leiterinnen-Teilnehmerinnen oder Dozierende-Studierende-Stimmung.»
5.1.2. Aufgaben-Definition meiner Rolle als Moderatorin I:
Diese Rückmeldung der Teilnehmerin bestätigte mir, dass die beabsichtigte Stimmung eines „Gemeinsamen-Ver-Suchens“ auch so wahrgenommen wurde. Das durchgeführte Tryout war meine Premiere in der Rolle einer „Moderatorin“, und für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Die Rückmeldung der Teilnehmerin, die unsere Interaktion speziell anders als in einem Dozierenden-Studiernden-Verhältnis beschrieben hat, bestärkt mich darin, mich von der klassischen Verkörperung einer Meisterin abzugrenzen. Die Definition meiner Rolle als „Begleiterin bei gemeinsamem Suchen“ steht nun für mich über dieses Tryout hinaus als Orientierung. Karim Benammar nennt diese veränderte Haltung der leitenden Rolle im Film3 folgenderweise: «As a teacher I don´t have the position of being a filter for the people. I can play that role, but that´s my old role. My new role is, teaching people how to become their own filter.» Was er als Filter beschreibt, interpretiere ich als Hilfestellung um seine eigene Arbeit reflektieren zu lernen, um sich nicht mehr orientieren zu müssen an anderen Meinungen, also unabhängig werden zu können von hierarchisch übergeordneten Wertvorstellungen. Auch der Studiengangsleiter Heinrich Lüber beschrieb im Gespräch mit mir diesen Zustand mit der interessanten Bezeichnung:
Ein Berater für ein Du.
Leitfigur eines „kollektiv-denkenden Körpers“4
Zusammengefasst sehe ich die Aufgaben meiner Funktion folgendermassen: Ich versuche eine Verlängerung der zu feedbackenden Person und deren Projekt zu sein. Dabei muss ich meinen persönlichen Geschmack oder meine persönliche Ansicht auf die Seite legen und mich dieser oben genannten Verlängerung zur Verfügung zu stellen, ähnlich einem schauspielerischen Vorgang beim Ausüben einer Rolle. Zudem sehe ich meine Rolle als Bindeglied zwischen Feedbackempfänger/in und Feedbackgebenden. Mein Auftrag ist es, auch für die Feedbackgebenden als Verlängerung zu figurieren um ihre Diversität nutzbar zu machen. Ich biete Hilfestellung, die verschiedenen Ansichten in allgemeingültige Statements umzuwandeln und in den Gruppenprozess einfliessen zu lassen. Bei diesem vermittelnden Vorgang sehe ich es als meine Pflicht, vorbehaltslos das Konzept oder die Idee und die Ausgangsfrage der Präsentierenden im Auge zu behalten und bei allfällig abweichenden Beiträgen der Feedbackgebenden diese darauf aufmerksam zu machen.
Bin ich eine mentorierende Moderatorin?