Was ist „DasArts“?
Die Institution DasArts wurde 1994 gegründet und bis 2008 als Nachdiplomstudiengang auf privater Basis betrieben. 2009 wurde DasArts  zu einem Master of Theater, in Form einer Ausbildung in Laborsituation für professionelle Theaterschaffende. Mit dieser Eingliederung in das staatliche Ausbildungssystem hat Barbara Van Lindt die Direktion übernommen und sich der grundlegenden Veränderung der Institution angenommen. Die Idee der Institution baut noch stets auf dem Gedanken eines Nachdiplomstudienganges auf. Für den Erhalt eines Studienplatzes wird weiterhin Berufserfahrung vorausgesetzt. Die dort studierenden Künstler/innen haben Erfahrungen als professionelle Theaterschaffende gesammelt und sicherlich auch erste künstlerische Krisen durchlebt. Diese Zwischenphase bildet für den Master Theater „DasArts“ den wichtigen Grundstein für die Anwendung des  Begriffs „question-based-learning“.1 Man fordert von den Studierenden bei ihrer Bewerbung eine formulierte Frage, an der sie während ihrem Studium arbeiten möchten.
Grundsätzlich versteht sich  die Institution als Forschungs- und Vertiefungslabor – und nicht als Ausbildungs- oder Produktionsstätte. Dementsprechend werden die Studierenden auch nicht als Studierende bezeichnet, sondern es wird von forschenden Künstler/innen gesprochen.
Innerhalb des Studiums werden nach jedem Quartal Zwischen- und nach jedem Semester Abschlusspräsentationen mit Feedback-Sessions durchgeführt.

 

Inhalte der FeedbackSessions
Nach Aussage der Direktorin von DasArts gelten die Feedback- Sessions als Momente von kollektivem Lernen. Es geht dabei nicht zuletzt um die Anwendung einer Methode, die bei den Beteiligten Aktivierung, Vergnügen, Freude und Spannung auslöst. Eine solche Grundlage evoziert einen grösseren Lerneffekt mit verbesserter Qualität, bei den Feedbacknehmenden wie auch bei den Feedbackgebenden. Um die Methoden gemeinsam üben zu können, muss verstanden werden, was die Ziele sind:

Feedbackgeben ist ein Geschenk geben.
Feedbacknehmen ist ein Geschenk erhalten.
Es handelt sich nicht um „nett sein“, man begegnet sich mit Respekt.
Es geht nicht um Meinungen, es geht um Zusammenarbeit.
Die angewendete Struktur ist ein Werkzeug, um Präzision in den Feedbacks zu erreichen.

 

Feedbackgebende
Die Feedbackgebenden sind eingeladen, sich in einem analysierenden Beobachten zu schulen, und basierend darauf präzisierte Statements oder Fragen zu formulieren. Dabei steht nicht eine eigene Meinung im Zentrum, sondern es wird ein selbstreflexiver Denkvorgang angestrebt. Die Feedbackgebenden versuchen zu erkennen, was die Absicht der Person ist und welche Feedbacks sie an den gewünschten Punkt bringen könnten.

Wahrnehmung
- Was habe ich gesehen?
- Wie hat es auf mich gewirkt, was hat es in mir ausgelöst?
- Wohin möchte die Person?

Kommunikation
- Welche von meinen Ansichten könnte für die Person nützlich sein, wonach hat sie gefragt?
- Welche Veränderung passiert beim Empfänger, wenn ich das sage? Wie soll ich es formulieren, damit der angestrebte Inhalt richtig verstanden wird?

 

«PROFESSIONAL INTIMACY ist, wenn man den Punkt erreicht hat, wo man bereit ist, seine künstlerischen Zweifel zu teilen.»

Georg Weinand

 

Feedbacknehmende

Von der Leitung wird viel Empowerment auf das „Erhalten“ von Feedbacks gelegt. Es muss verstanden werden, dass ein Feedback nicht auf Beurteilung zielt, sondern als Lektion für den Feedbacknehmenden dient, um sich selbst besser kennen zu lernen: „Wer bin ich, und was ist der zentrale Punkt bei meiner Arbeit?“

 

Moderator/in – Sekretär/in
Ein wichtiger Baustein der Struktur ist der/die Moderator/in, der/die verantwortlich ist für die Leitung der jeweiligen Session. Der Begriff Moderator/in wurde bei DasArts neu zu „Sekretär/in“ umgewandelt und wird nicht nur von einer Person ausgeführt, sondern alternierend von den drei leitenden Personen.
Eine wichtige Funktion des/der Sekretärs/in besteht darin, die Beiträge der Feedbackgebenden zu verstehen, in möglichst wenig Worten zusammen zu fassen und auf dem Flipchart zu notieren. Er/sie selbst hält sich mit eigenen Statements zurück. Er/sie kann Rückfragen stellen, wenn etwas unklar ist, oder macht aufmerksam auf Bezüge zu anderen Beiträgen.
Ein anderer herausfordernder Auftrag an ihn/sie ist es, die vorgegebenen Zeiten der Formate ungefähr einzuhalten und im richtigen Moment mit angemessenen Worten zum nächsten Format überzuleiten.
Zudem wird bei der Methode fast durchgehend in der dritten Person über den/die Künstler/in gesprochen. Er/sie wird nicht direkt angesprochen, um einem verteidigenden Mechanismus keine Chance zu geben. Der/die Moderatorin oder der/die Sekretärin hat also die Aufgabe, Feedbackgebende allenfalls auf die diesbezüglich korrekte Formulierung hin zu weisen, wenn dies vergessen gehen sollte.

 

„DasArts organizes significant collisions. The power of the metaphor lies more in the combination of significant and collision. A collision that is not significant is merely an accident. And what we call significant often doesn't come easy.2

 

1 Nach Aussage von Georg Weinand (Dramaturg DasArts). Ich finde diese positiv ausgerichtete Begriffswahl „question-based learning“ entgegen der mehrheitlich verbreiteten negativ ausgerichteten Version „problem-based learning“ sehr interessant und wichtig.
2 Broschüre Master Theater DasArts, Mission, S. 7