Wer ist Liz Lerman?
In einem Artikel von C. J. Williams1 wird Liz Lerman als Gründerin und künstlerische Leiterin der 1976 gegründeten und in der Nähe von Washington basierten Tanzcompany „Liz Lerman Dance Exchange“ vorgestellt. Die Gruppe wurde ausgezeichnet für mehrere wegweisende Entwicklungen im modernen Tanz. Sie war eine der ersten professionellen Companies, die Geschichtenerzähler und Mehrgenerationentänzer/innen in Tanzkonzerten vereinten. „Its unique brand of dance/theatre breaks bounderies between stage and audience, theater and community, movement and language, tradition and the unexplored.“2
Liz Lerman, im Herzen Gemeinschaftsaktivistin und Revolutionärin, hat sich und ihre Companie dazu gebracht, sich für Kunst und Philosophie zu verpflichten: „Art belongs to everyone and dancing is a birthright.“3
Inhalte des Critical Response Process
Der CRP ist eine von Liz Lerman entwickelte Methode, welche eine Reihe von Leitfäden für einen Austausch von konstruktiver Kritik anbietet. C. J. Williams berichtet in ihrem Artikel, dass die Anwendung der Methode weite Verbreitung gefunden hat bei kollektiven Feedbackrunden von Work-in-Progress-Arbeiten in verschiedensten Disziplinen.
Die Autorin hat den Critical Response Process mit eigenen Studierenden ausprobiert und erzählt von ihren Erfahrungen. Das System ermöglicht ihrer Meinung nach eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Arbeitsprozess, indem es Werkzeuge zur Verfügung stellt um Beobachtungen und ästhetische Entscheidungen artikulieren zu lernen. Es überwinde die gewohnten Spannungen zwischen Präsentierenden und Rückmeldenden, und generiere eine Begeisterung für den gruppendynamischen Prozess. Sie hebt heraus, dass die theoretischen, philosophischen und praktischen Aspekte bei einer Verwendung des Verfahrens in einem kritischen Dialog im Voraus diskutiert werden sollen, um eine Aneignung der Methode für die jeweilige Situation zu erreichen. Besondere Aufmerksamkeit soll auf die wesentlichen Schritte im Prozessverlauf gerichtet werden, auf die optimale Wortwahl für konstruktive Kritik und Reaktion, den Einsatz des/r Moderators/in, und dass eine angenehme Umgebung für einen konstruktiven, anregenden Dialog und kreative Arbeit gewährleistet ist.
Die Rollen des Critical Response Process4
Die Methode gibt drei Rollen für die Teilnehmenden vor:
1. The Artist
Der/die Künstler/in bietet eine Arbeit oder einen Arbeitsausschnitt für die Besprechung an und fühlt sich bereit, diese im Dialog mit anderen Menschen zu hinterfragen.
«The purpose of art is to lay bare the questions which have been hidden by the answers.»
James Baldwin (writer)
2. The Responders
Die „Antwortenden“ verfolgen das Ziel, der künstlerischen Absicht der präsentierenden Person möglichst nahe zu kommen. Sie bieten dem/der Künstler/in einen Dialog mittels präzisierten Reaktionen auf sein/ihr Projekt an, der mittels der verschiedenen Arbeitsschritte (siehe 2.2.2. Die Score Steps des Critical Response Process) umgesetzt wird. «As a responder, you really want the artist to do their best work, not something only as good as your last work.“5
3. The Facilitator
Der/die Moderator/in leitet die einzelnen Schritte in der Ablaufstruktur an. Der/die Künstler/in definiert vor dem Prozess im Dialog mit dem/r Moderatoren/in seine/ihre genaue funktionale Art und Weise. Er/sie führt durch den Dialog, indem er/sie den/die Künstler/in und die Feedbackgebenden beim Formulieren der Statements unterstützt und das Suchen und Finden von hilfreichen Fragen begleitet. Verschiedene Aufgaben sind gleichzeitig im Auge zu behalten: Anleiten, Bestimmen, Unterstützen, Übersetzen.
Die Responder und der/die Künstler/in stehen jeweils in direktem Dialog, der von der Moderation begleitet und mehr oder weniger gesteuert wird.