Mentorieren ist das Gegenteil von Dozieren – meine ich.
Meine Arbeit als freischaffende Mentorin bei künstlerischen Prozessen sehe ich als ein „Mich-zur-Verfügung-stellen“ für jeweils einen künstlerischen Forschungsakt. Die Forschung versuche ich mittels offener oder neutraler Fragen voranzutreiben, sodass es dem/der Künstler/in noch besser gelingt, ihr Interessensgebiet einzukreisen und die Kernaussage zu erörtern. Man könnte diesen Vorgang eventuell sogar „partizipative künstlerische Forschung“ mit fremder Autorschaft nennen: Genauso wie sich ein/e Autor/in dem eigenen Forschungsgegenstand zur Verfügung stellt, stellt sich ein/e Mentor/in in den Dienst des Forschungsgegenstandes eines Mentees. Als partizipierende/r Forscher/in behält man Distanz, ist jedoch stets Mitwirkende/r des Prozesses.
Das gleiche Prinzip ist meiner Ansicht nach auch möglich bei kollektivem Feedback auf ein künstlerisches Werk. Mit einer einfachen Weiterentwicklung: das System wird von einem 1:1-Gespräch erweitert zu einem Gruppengespräch, wodurch eine „Mehr-Perspektivität“ erreicht werden kann.
Könnte man es vielleicht sogar als Multi-Mentor-System bezeichnen?